Kondolenz melden

Renate Pöhlkergestorben am 31. Juli 2024

Beitrag

Lieber Franz!
Du standest mit deiner E-Gitarre im Wohnzimmer und spieltest. Ich glaube, es war Le Grange von ZZ-Top. Das weiß ich aber nicht mehr genau. Renate saß auf dem Sofa. Ein bisschen stolz auf dich und ein auch ein bisschen genervt, dass du wieder dudelst Das ist meine letzte tiefe Erinnerung. Warum gerade diese sich so eingebrannt hat, das weiß ich nicht. Ich finde, ihr habt eine gute und gesunde Ehe geführt. Und was sagt man jetzt, wenn der Tod eurer fast 50jährigen Ehe völlig ungefragt ein Ende setzt? Am besten hält man einfach ehrfurchtsvoll die Fresse. Und doch, vielleicht weil wir Pfaffen so sind, möchte ich dir in dieser unglaublich schweren und elenden Zeit ein Wort von Dietrich Bonhoeffer sagen. Mach mit diesem Wort, was und wie du es willst. Aber ich finde, dass es das Passendste ist, was über den Tod deiner geliebten Renate dir jetzt gesagt werden kann:
"Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines geliebten Menschen ersetzen kann und man soll das auch garnicht versuchen; man muß es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer
Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden. Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie garnicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt, und hilft uns
dadurch, unsere echte Gemeinschaft – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren. Ferner: je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich. Man muß sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet,
sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiß ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus."
Fühl dich umarmt und behütet, Franz!
Uwe