Clara Wischnofski
schrieb am 11. Dezember 2025 um 19.52 Uhr
Sie ist 88 Jahre alt geworden – 88 Jahre, in denen sie viel erlebt, viel getragen und noch mehr gegeben hat.
Nach einer Operation ist ihr Körper nicht mehr zurück ins Leben gekommen.
Aber ihr Wesen, ihre liebevolle Art, ihr ganz eigener Humor – das alles wird bleiben.
Oma Paula war eine Frau, die man nicht so leicht vergaß.
Nicht, weil sie sich in den Mittelpunkt drängte – ganz im Gegenteil.
Sie war eher leise, zurückhaltend, hatte Mühe, ihre Gefühle offen zu zeigen.
Und doch war da immer diese Wärme, diese stille Zuwendung.
Sie war da, wenn man sie brauchte : verlässlich, beständig, stark.
Stark im wahrsten Sinne:
Oma konnte ihren gesamten Wocheneinkauf an einem Fahrrad balancieren – mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es nichts.
Und zu Hause angekommen, war immer alles da, was man brauchte.
Nicht selten dachte sie dabei an den Notfall – “wenn mal Krieg kommt”, sagte sie,
und hatte zur Sicherheit 19 Tuben Zahnpasta, 30 Flaschen Wasser und mindestens 10 Dosen Niveacreme auf Vorrat.
Man konnte sich auf sie verlassen.
Ihr Humor war trocken, manchmal unerwartet, aber immer herzlich.
Sie hatte ihren ganz eigenen Wortschatz, ihre kleinen sprachlichen Schätze:
Wenn sie vom Schwimmbad sprach, ging es in die “Badeanstalt”,
und wenn jemand Geburtstag hatte, rief sie mit leuchtenden Augen: “Fifat Fifat!”, ein Ausdruck reiner Lebensfreude.
Oma hatte ihre Prinzipien.
Fisch, Kartoffeln und Quark – dafür konnte man sie immer begeistern.
Spaghetti hingegen? Damit konnte sie nie viel anfangen.
Sie wusste, was sie wollte. Und was sie nicht wollte – genauso.
Was sie uns hinterlässt, ist nicht nur die Erinnerung an ihre Lieblingsgerichte oder ihre Vorratskammer.
Es ist vor allem ihre Art, zuzuhören – wirklich zuzuhören.
Wenn man mit ihr sprach, war da kein Urteil, keine Eile.
Nur sie, ihre kreisenden Daumen, und ein offenes Ohr, das mehr verstand, als sie manchmal sagte.
In den letzten zwei Jahren durfte sie noch einmal aufblühen.
Im Seniorenheim war sie unter Menschen, konnte singen, sich bewegen, lachen.
Sie liebte die Gesellschaft – und sie war sichtlich froh, wenn wir bei ihr waren.
Liebe Oma,
du warst kein Mensch der lauten Worte, aber du hast uns geprägt.
Mit deiner Ruhe, deiner Stärke, deiner Art, für andere da zu sein.
Du hast uns begleitet – durch schwere Zeiten, durch schöne Momente – und dich immer mitgefreut, wenn es uns gut ging.
Echte Freude. Aus tiefstem Herzen.
Dein Lachen, deine kleinen Eigenheiten, dein liebevolles Wesen – sie fehlen jetzt schon.
Aber du bleibst.
In unseren Erinnerungen.
In jedem gedeckten Tisch mit Kartoffeln und Quark.
In jeder Stimme, die „Fifat Fifat!“ ruft.
Und in jedem Moment, in dem wir wissen:
Du hättest dich gefreut – einfach, weil wir glücklich sind.
Danke, liebe Oma.
Für alles, was du warst.
Und alles, was du für uns gewesen bist.