Liebe Anneliese und Familien,
Hubert ist nicht mehr, wir sind tieftraurig über seinen Tod, unsere Gedanken sind ganz fest, bei dir liebe Anneliese und bei euren Kindern mit Familien, wo Du Trost und Halt finden wirst.
Wir haben Hubert als einen aufrichtigen Menschen kennen und schätzen gelernt.
Schöne Erinnerungen halten unsere Gedanken wach an die gemeinsam verbrachte Zeit. Übers Telefon hielten wir an Geburts- und hohen Festtagen und bei aktuellen Ereignissen regelmäßig Kontakt, um gute Wünsche und Gedanken auszutauschen.
Traditionsgemäß, zum 90. Geburtstag, am 15. Oktober, telefonierten wir noch persönlich mit Hubert und vernahmen letztmalig Huberts Stimme.
Gerne erinnern wir uns an unsere gemeinsamen Urlaube, die wir bei Euch, in eurer Umgebung oder ihr bei uns, miteinander verbracht haben. Wir erinnern uns an die schönen Bergtouren und an den Bodensee, sowie auch an etliche Besuche an eurem Urlaubsdomizil in Oberstdorf, Bayern, wo wir euch immer gut gelaunt angetroffen haben. Wie auch immer, ihr wart uns stets angenehme, willkommene Gäste.
Die Standuhr, die wir von Tante Liesbeth zugesprochen bekommen haben, dessen Gehäuse Hubert, als Schreiner bei seinem Lehrbetrieb Hölscher mitangefertigt hat, erinnert uns mit jedem Gongschlag an Huberts liebenswürdige Art.
Große Schickschalschläge musste Hubert in seiner frühen Jugend hinnehmen durch den schrecklichen Bombentod seiner Mutter Bertha, die aus Thüringen stammte; und zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind unter ihrem Herzen trug, sowie auch seiner Brüder Heinz, Theodor und Bruno. Hubert war deshalb im Kindesalter schon sehr früh auf sich allein gestellt, was sein weiteres Leben nachhaltig prägte.
Er erzählte mir hierzu folgende Begebenheit: "Die Bahnstrecke Emden - Oberhausen wurde mehrmals durch Alliierte, englische Fliegerverbände bombardiert. Auf dieser Bahnstrecke wurden nämlich kriegswichtige Transporte von Eisenerz, vom deutsch besetzen Eismeerhafen Narvik in Norwegen, per Schiff über die Nordsee, ins Ruhrgebiet transportiert, um dort dann zu Stahl, für Munition und Panzer etc. verhüttet zu werden.
Am 16. Februar 1945 erfolgte dann die Tragödie, unser Haus, längs der Bahn gelegen, erhielt gegen ca. 14.00h einen Bomben-Volltreffer, wobei ich diesen, als Einziger überlebt habe. Ich hatte großes Glück, dass ich mich beim diesem Anschlag, unmittelbar unter einem Türsturz befand und "nur verschüttet" und nicht tödlich getroffen wurde. Meine anderen Familienmitglieder waren alle tot, Rettungskräfte fanden mich halbtot vor.
Ich war völlig verdreckt, konnte kaum atmen, weil meine Atemwege durch den Luftdruck total völlig mit Staub verstopft waren. Auch hatte ich, verursacht durch den Explosionsknall, einen Gehörsturz, der sich erst nach einigen Wochen wieder legte.
Als mein Vater vom Hochhaus der Brauerei Rolinck, bei der er lebenslang bis zu seiner Rente, als Brauer beschäftigt war sah, dass bei unserem Anwesen, kein Stein mehr auf dem Andern stand, fuhr er mit seinem Fahrrad zu unserem Haus und fand dieses total zerstört vor. Als er mich sah, sagte er in in seiner ersten Verzweiflung zu mir "wenn ich dich nicht lebendig angetroffen hätte, hätte ich mich selbst umgebracht." Alleine fand ich dann Aufnahme in der Wohnung deiner Eltern, bei Josef, dem Bruder meines Vaters und seiner Frau Katharina geb. Schröder.
Deine Eltern wohnten dort während des Krieges in der Neustraße, im seitlich hinteren Hausteil, der Bäckerei Epping, sie lebte dort allein, weil sich dein Vater im Kriegseinsatz befand. Am 17. und 22. März 1945 fanden dann 2 fürchterliche Brandbombenangriffe auf die Innenstadt statt, wobei das angrenzende Zentrum, um die" Hohe Schule" und u.a. die evangelische, kleine Kirche total zerstört wurden. Vorsorglich wurde deshalb die gemeinsame Wohnung deiner Eltern geräumt und ein Teil des Mobilars, sowie auch das Klavier deines Vaters, beim Bauern Lünnemann,
in Hollich, (in Seminarnähe) untergestellt und in Sicherheit gebracht".
Da fällt mir auch noch eine andere Episode, von Hubert erzählt, ein: "Bei einem Tieffliegerangriff auf die Eisenbahnstrecke, war deine Mutter zufällig bei uns auf dem Timmerkamp zu Besuch. Sie fragte: Wer hat Angst vor Tieffliegern, ich verneinte dies und wir rannten, beide entlang des Bahndammes, über ein frisch, von Bauer Laugemann, gepflügtes Ackerfeld. Wir sahen die Tiefflieger kommen und warfen uns spontan in eine Ackerfurche und hörten links und rechts von uns, die Geschosse in den Boden einschlagen". (Anmerkung des Verfassers: Wahrlich, aus heutiger Sicht, verantwortungslos und keine Heldentat, das hätte tödlich ausgehen können).
Wir fanden dann, mein Vater und ich, solange Aufnahme im oberen Stock, bei seiner Schwester Elisabeth, verh. Ossege, die auf der gegenüberliegenden Seite ihres Elternhauses, auf der Ochtruper Str. wohnte, bis unser Haus in den 50-er Jahren wieder aufgebaut war.
"Tante Liesbeth" wie wir sie alle nannten, eine sehr sozial eingestellte, sehr hilfreiche, geachtete Frau, hatte dich, Klaus, von 1952 bis zur deiner Volljährigkeit 1967 in Pflege. (Anmerkung des Verfassers: Damals wurde man erst mit 21. Lebensjahren volljährig und ich stand bis dahin unter gerichtlich bestellter Vormundschaft.) Du bist dann unmittelbar nach Volljährigkeit, nach Österreich ausgewandert und hast dort, nach langjähriger Brieffreundschaft und nach ca. halbjährlichen, gegenseitigen Besuchen, (Anmerkung des Verfassers: Handys waren damals noch nicht erfunden und Haustelefone hatte auch noch nicht jeder) deine Maria geheiratet."
Ich, Klaus, wusste ja persönlich, seit meiner Geburt, fast nichts über das Eheleben meiner Eltern. Insofern war Hubert für mich ein willkommener Zeitzeuge, da mein Vater, als ich knapp 3 Jahre alt war, plötzlich 1949 im St. Georg Hospital; und meine Mutter, die unheilbar an Multipler Sklerose litt, nach über 10-jährigem Siechtum, 1958 in einem Pflegeheim in Rheine verstarben. Daher saugte ich alles, was mir Hubert über meine Eltern berichtete, neugierig in mich rein.
Mit dir, liebe Anneliese, hat Hubert somit sein große Glück gefunden, Ihr wart euch immer in Liebe und Treue fest verbunden und führtet ein vorbildliches Familienleben. Auch der frühe Tod von Ralf musste von euch beiden, schicksalhaft gemeistert werden und hat eure Liebe und Zusammenhalt neuerlich gefestigt.
Liebe Anneliese, du hast Hubert vorbildlich, trotz deines selbst fortgeschrittenen Alters betreut und gepflegt, warst ihm Trost und Stütze bis an sein Lebensende; und hast alles dazu beigetragen, dass Hubert nicht ins Pflegeheim musste.
Wir sind fest davon überzeugt, dass Hubert nicht nur allein dank ärztlicher Kunst, sondern insbesondere auch durch eure liebevolle, gemeinsame Betreuung, mit Kirsten, die fast bis zur Erschöpfung an eure Grenzen ging, ein hohes Alter von 90 Jahren erreicht hat. Wir hoffen, dass euch dieses einmal im Himmel belohnt und angerechnet wird.
Laut meinen Stammbaumaufzeichnungen ist Hubert der Älteste, jemals geborene und gelebte "Waterkämper" welcher nicht nur dank guter Gene und positiver Lebensein- stellung sondern insbesonders durch eure vorbildliche Pflege, so alt geworden ist.
Hubert und ich, hatten sogar oft übereinstimmend das Gefühl, wir könnten trotz des großen Altersunterschiedes, Brüder sein. Wir verspürten beide miteinander eine starke Zuneigung und eine Art Seelenverwandtschaft, weil wir beide, ein gemeinsames Schicksal teilten, denn Hubert verlor früh seine Mutter und seine Brüder und ich, beide Elternteile.
Wir werden Hubert ein ehrendes Gedenken bewahren und uns besonders gern an die schönen Zeiten erinnern, Hubert wird uns unvergesslich sein.
Unser aufrichtiges Mitgefühl von meiner ganzen Familie, besonders von Michaela, die gemeinsam in Kindertagen, mit Jutta und Kirsten, einige Urlaubstage bei uns in Hohenems verbrachten und sich dadurch nebenbei, eine nette Brieffreundschaft mit Kirsten entwickelte. Michaelas Tochter Lena wird, wenn alles gut geht, gegen Weihnachten dieses Jahres, erstmals Oma. Geheiratet wird in wenigen Tagen am 11. November um 11.11h (kein Faschingsscherz), ja so schnell sind Freud und Leid beieinander.
Liebe Anneliese, wir wünschen dir und deinen Angehörigen, in diesen schweren Tagen, viel Trost und Liebe und für die Zukunft, Gesundheit und noch eine schöne Alterszeit.
Die vielen Erlebnisse aus der Vergangenheit, werden die Begegnungen mit dir und Hubert, unsere Erinnerungen wachhalten,.
schöne Grüße aus Österreich von Maria + Klaus,
Jürgen + Jeannette, Michaela + Karlheinz mit ihren Familien
LIEBER HUBERT, RUHE IN FRIEDEN !
(Maria spendet für Huberts Seelenheil noch einige hl. Messen)